Coburger Land

05. 10. 2017

Nach vielen Jahren habe ich meiner Heimatstadt Coburg einen längeren Besuch abgestattet. Ohne Verwandtenbesuche, nur aus touristischem Interesse. Ein sehr schönes Ferienhäuschen direkt in Coburg mit einer wirklich aussergewöhnlichen Lage - Logenblick auf die Veste Coburg, von der wir nur durch ein kleines Tal getrennt waren - war unser Domizil für die nächsten Tage.

Unser erster Weg führte uns auf die Veste. Immer wieder großartig, sich dieser Burg zu Fuß zu nähern, die Burghöfe und Basteien zu besuchen und dem Rundweg um die Veste zu folgen. Ein abschließender Kaffee in der Burgschänke rundete diesen neuen alten Eindruck ab. Dann durch den Hofgarten - ein englischer Garten mit sehr altem Baumbestand - hinunter in das gemütliche Rennaissance- und Barockstädtchen: Der wunderschöne Marktplatz mit den Bratwurstständen - eine Coburger Bratwurst muss auf jeden Fall probiert werden, auch wenn sie in lodernden Flammen gegrillt wird - die Stadttore, die Morizkirche, Schloss Ehrenburg, Brunnen und Gassen. Vieles kindheitsvertraut, aber mit neuem Blick.

Andere Sehenswürdigkeiten des "erweiterten" Coburger Landes folgten:

Schloss Callenberg, Schloss Rosenau mit dem europäischen Glasmuseum, die Heldburg, Schloss Banz und Vierzehnheiligen. Immer verbunden mit kleinen Rundwanderungen. Besonders hervorzuheben, obwohl schon unzählige Male gewandert, der wunderschöne Weg von Vierzehnheiligen zum Staffelberg, der ein sehr lohnendes Ziel ist, mit einer wunderbaren Aussicht auf das Maintal bis Bamberg und auf die Höhenzüge des Thüringer Waldes.

Auch der Weltkulturerbestadt Bamberg statteten wir einen Besuch ab: Dem wunderbaren romanischen Dom mit den vier Türmen und dem Doppelchor, der schönen Altstadt mit den verwinkelten Gässchen und dem Klein-Venedig genannten Ufer der Regnitz.

Ausserdem lockte uns der nahe Thüringer Wald. In meiner Kindheit war das Coburger Land Zonenrandgebiet und der Thüringer Wald nicht zu erreichen. Gewohnt von Süden (Bamberg) oder Südwesten (Würzburg) nach Coburg zu kommen, führte diesmal schon unsere Hinfahrt durch den Thüringer Wald. Leider waren unsere Wanderungen im südlichen Teil des Thüringer Waldes eher ernüchternd. Der Rennsteig wäre zwar auch zu erreichen gewesen, aber er ist nunmal kein Rundwanderweg und der Zeitaufwand, mit dem öffentlichen Nahverkehr zurück zum Auto zu kommen, überstieg unsere Neugier auf diesen inzwischen weltbekannten Wanderweg. Ansonsten scheint an Wanderstruktur noch nicht viel passiert zu sein. Zumindest in der Region um Schleusingen und Steinach. Die Wegweiser und Wanderzeichen stammten zum Großteil noch aus der DDR-Zeit. Wanderwege waren zum Teil nicht in den Wanderkarten zu finden bzw. die in den Wanderkarten angezeigten Wege so nicht markiert. Auf Wegweisern standen Landschaftsbezeichnungen, die nicht mit der Karte übereinstimmten. Alle Wanderwege verliefen ausschließlich auf Wirtschaftswegen. Also ein etwas langweiliges eintöniges Wandern. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Aber mir wurde immerhin der Grund dafür klar: was man als Wanderer so gerne als naturgegeben hinnimmt, ist dem Engagement Freiwilliger zu verdanken, die sich in Wandervereinen organisieren und in unzähligen Arbeitsstunden für die Schaffung und Pflege der Wanderinfrastruktur sorgen. Dass das nicht auf der Prioritätenliste der ehemaligen DDR-Bürger dieser Region stand und steht ist einleuchtend.

Die Rückfahrt nutzten wir für einen Besuch auf der Wartburg. Wunderbar, dass das Auto im Tal bleiben muss und man nur mit dem Bus oder zu Fuß dieses Welterbe erreichen kann. Wandergeübt verließen wir uns auf unsere Füße und kamen so zu einem schönen Abschluss unseres Urlaubs.

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